VILLA E - BOLD LUXURY
Part A

Für sein Wohnprojekt erwirbt unser Kunde, der in einer Kleinstadt im Speckgürtel Münchens ansässig ist, zunächst eines der raren innerstädtischen Grundstücke samt darauf stehender Villa. Das Mitte der 1990er-Jahre erbaute Haus gehörte zuvor einem eher hanseatisch orientierten Milliardär. Architekten empfahlen unserem Kunden dessen vollständigen Abriss, was dieser aber nicht wollte. Studio Alexander Fehre wurde dann beauftragt, die Villa umzugestalten. Wie das Ergebnis aussehen sollte? Davon hatte unser Kunde eher diffuse Vorstellungen. Um hier nicht mit unserer eigenen Vorstellung eines hedonistischen Luxuslebens am Kunden vorbeizugestalten, haben wir zunächst drei unterschiedliche Stilrichtungen kreiert und diese dem Kunden vorgestellt. Er entschied sich – für zwei. Und viel wichtiger: Unser Kunde fühlte sich verstanden. Mit der Präsentation unserer Renderings konnten wir ihn überzeigen, dass er für sein veranschlagtes Budget das bekommen würde, was er auch erwartet hatte. Auf diese Weise haben wir uns das Vertrauen unseres Kunden erarbeitet, das am Ende so groß war, dass er uns sogar die Auswahl der Handtücher anvertrautete und im neuen Haus lediglich für die Kleidung und das Besteck selbst verantwortlich zeichnet.

EINGANGSBEREICH

Das Entree erfüllt mit Licht die Wünsche von Mann und Frau. Für unsere Kundin sollte der Willkommensbereich hell und offen sein. Wir haben dafür eine ganz besondere Raumsituation geschaffen. Das durch ein Oberlicht einfallende Tageslicht fangen wir an den Wänden auf und lassen es nach unten fließen. Dafür wurden sämtliche Wände in Ober- und Erdgeschoss mit Aluminiumrohren verkleidet. Teilweise sind diesen Rohre vorgesetzt, die mit LED-Punkten an beiden Enden als Leuchten ausgeführt sind. So entsteht ein Palast aus Licht, dessen vertikaler Fluss durch einen Vorhand aus eloxiertem Aluminium, der zwischen den Treppenläufen aus dem Obergeschoss herabhängt, noch verstärkt wird. Weitere illuminierende Akzente setzen die Lichtringe im Zentrum des Foyers und die Lichtvouten entlang der umlaufenden Wände. Und diese erfüllen dann auch einen Wunsch unseres Bauherrn: Bei einem Sieg seines Lieblingsvereins Bayern München erstrahlen diese rot.

Für ihn haben wir uns im Eingangsbereich noch ein weiteres Gimmick ausgedacht, das James Bond doppelt gefallen hätte. In der Ankleide mit einer metallisch reflektierenden Tapete in Champagner-Ton schwebt ein Sideboard vor einem riesigen Spiegel. In diesen ist ein kreisrunder Ausschnitt eingelassen. Eine Code-Steuerung in der Schublade öffnet dort ein Geheimfach und gibt die Schlüssel für die Autosammlung des Besitzers frei, die mit Rolls Royce, Ferrari oder Lamborghini auch dem berühmten Geheimagenten gefallen hätte.

Gegenüber der Ankleide befindet sich das Kino. Da der Raum über drei Fenster verfügt, kann man ihn über einen umlaufenden Vorhang aus tiefblauem Samt vollständig verdunkeln. In das Samt sind Kreise eingenäht, die die Lichtringe aus dem Foyer zitieren. An der Decke schimmern die Sterne und auch der Kühlschrank in der Raummitte erstrahlt durch seine unterleuchteten Tischflächen.

KOCHEN, ESSEN, KOMMUNIZIEREN

Die Küche ist zunächst als solche kaum zu erkennen. Bis auf den Weinkühlschrank sind sämtliche Geräte in einem monolithischen Block, der mit Messingblech verkleidet ist, verborgen. Dessen Einschubtüren lassen sich an den Seiten versenken, sodass er auch offen bleiben kann. Als Arbeitsfläche dient ein auskragender Marmorblock, der wie aus einem Guss wirkt, aber aus drei Einzelteilen zusammengesetzt ist.

An die Küche schließt sich der Familienessplatz an. Für diesen haben wir ein überdimensionales gelbes Sofa entworfen, das dank einer Stahlunterkonstruktion förmlich vor dem verspiegelten Raumteiler schwebt, und sich im Handumdrehen zum Lieblingsplatz der Familie entwickelt hat. Dahinter befindet sich ein großer Esstisch aus Corian, dessen Form ein von einer Lichtvoute gesäumter Spiegel in der Decke aufgreift. Ein Raumteiler aus Messing leitet zum Wohnbereich über, der von einer opulenten Sofalandschaft und einem Gaskamin dominiert wird.

Einer für alle(s)

Der Wohnbereich im Erdgeschoss verteilt sich über einen einzigen großen Raum, der das Foyer umschließt. Dieser ist vollständig offen. Lediglich Ess- und Wohnbereich lassen sich über in den Raumteiler integrierte Glasschiebetüren separieren. Der Raum wird zur Einheit durch eine Holzverkleidung an den Innenwänden, die alle Bereiche miteinander verbindet. In das Holz eingelassen sind Messingintarsien, deren Kreisform wieder von den Lichtringen im Foyer inspiriert ist. Die Leibungen an den Türen sind in poliertem Stahl ausgeführt, der den Raum zurückspiegelt und in den Smart-Home-Bedienungen eingelassen sind. Auch das Parkett läuft durch den gesamten Wohnbereich; die spezialbehandelte Oberfläche ermöglichte sogar das Verlegen in der Küche.